Katrin Raabe
Webdesign & Fotografie

Porträt Wie steht ihr zur Pickeln oder Falten in der Porträtfotografie?
Ich werde ja auch nicht jünger und habe kürzlich einen kleinen Selbstversuch gestartet ... :-)
Hier meine Erkenntnisse und meine Tipps für euch.

 

Das Porträt des Grauens

Wir alle kennen sie: Porträtfotos, auf denen wir so schrecklich aussehen, dass wir sie kaum ansehen mögen.
Totgeblitzte Fotos, auf denen man jede Falte und jeden Pickel sieht. Dazu: Ein dämlicher Gesichtsausdruck, eine unvorteilhafte Haltung oder ein Doppelkinn.
Dazu kommt noch die Tatsache, dass wir aufgrund der Verzeichnung auf Fotos immer etwas dicker aussehen als im echten Leben.

In Fotokursen gehört eine - übrigens äußerst beliebte - Fotoeinheit zu meinem Repertoire: DAS PORTRÄT DES GRAUENS.
Bevor wir schöne Fotos von uns machen, beginnen wir erst einmal mit grauenhaften Fotos.
Das macht Spaß und hilft uns bei der Analyse, was wir auf Fotos hassen und was wir besser machen können. :-)

Perfekt dank Bildbearbeitung: Photoshop, Instafilter und mehr

Am anderen Ende der Skala stehen Fotos, die so "perfekt" aussehen, dass sie mit der Realität eigentlich nichts mehr zu tun haben. Diese Fotos finden wir vorzugsweise in Frauenzeitschriften oder auf Instagram.

Während man vor 20 Jahren zumindest noch Grundkenntnisse in der Bildbearbeitung haben musste, kann mittlerweile jede Schülerin eine Beautyretusche mit dem Handy machen. Das Ergebnis sieht oft eher nach Barbiepuppe aus und hat mit den echten Personen wenig zu tun.

Authentische Porträts

Wie immer denke ich, dass ein gutes Mittelmaß der richtige Weg ist.
Porträts müssen nicht jede Falte und schon gar nicht jeden Pickel "dokumentieren".

Sie sollten aber zu uns passen:  Ich werde nie aussehen wie ein Topmodel und eine glattgebügelte faltenfreie Haut passt nicht zu einer Frau, die Anfang 50 ist.
Ich finde es okay und schön, Fotos ein bisschen zu "optimieren" - aber bitte so, dass mich ein Blinddate auch erkennen würde ...  ;-)

Meine Tipps für authentische und schöne Porträts

Mein Selbstversuch: Ich habe mich mal getraut und mich selbst so unvorteilhaft wie möglich fotografiert ...

Das war, ehrlich gesagt, ganz einfach.
Ich habe mich an einem grauen Winternachmittag vor die Kamera gesetzt, den Blitz direkt auf mich gerichtet und die Kamera auf Automatik gestellt.

BAM!! Da hatte ich es! Das "Porträt des Grauens"!
Doppelkinn, eine unvorteilhaft beleuchtete Nase, die auf dem Foto irgendwie schief aussieht, eine sehr merkwürdig ausgeleuchtete glänzende Haut. Seeehr unvorteilhafte Falten ...

Ich hatte zunächst überlegt, das Foto hier zu veröffentlichen, aber die Vorstellung, dass dieses Foto möglicherweise von Suchmaschinen gefunden wird, behagte mir dann doch nicht.
Sorry!

Wenige Minuten später hatte ich dann eine Reihe Fotos im Kasten, die mir gut gefallen - auch ohne weitere Retusche.
Was habe ich gemacht?

Eigentlich sind es vor allem zwei Dinge, die wir wirklich beachten müssen:

Das richtige Licht für Porträtfotos

Für Porträtfotos benötigen wir ein gutes, helles (!) und vor allem weiches Licht.
Ideal ist natürlich eine professionelle Studiobeleuchtung - aber wer hat die schon?

Für tolle Fotos reicht im Grunde ein einzelner externer Blitz und eine helle Decke, auf die du den Blitz richtest.  Die helle Decke wirkt wie ein großer Diffusor und leuchtet den Raum mit einem weichen, vorteilhaften Licht aus. Wenn du tiefer einsteigen möchtest, empfehle ich dir das Buch "Just one flash" von Tilo Gockel  (unbezahlte Werbung).

Wenn du kein entsprechendes Equipment hast, kannst du natürlich mit der vorhandenen Beleuchtung experimentieren und zum Beispiel eine sehr helle Lampe gegen eine weiße Wand richten und diese als Diffusor nutzen. Ich habe auch schon schöne Ergebnisse mit einem weißen Duschvorhang, den ich als "Softbox" über ein Dachfenster gelegt habe, erzielt. Der Phantasie sind keine Grenze gesetzt und vieles muss man einfach nur ausprobieren.

Wenn du keine Lust auf Lichtexperimente hast, würde ich die empfehlen, Porträtfotos draußen zu machen. Sonne brauchen wir dafür nicht - im Gegenteil: Sonne wirkt eher wie der böse direkte Blitz. Direktes Sonnenlicht ist oft sehr hart, führt zu Schlagschatten und lässt Falten tiefer aussehen als sie sind. Porträts sehen im Schatten meistens viel besser aus.

Wenig Tiefenschärfe ist ideal für Porträtfotos

Porträts wirken weicher und schöner, wenn sie mit einer offenen Blende fotografiert werden. Durch die offene Blende steht sehr viel Licht zur Verfügung. Gleichzeitig führt die offene Blende zu geringer Tiefenschärfe: Die Augen sind scharf, die Haut ist leicht weichgezeichnet. Der Hintergrund verschwimmt komplett in Unschärfe. Lichtpunkte werden zu großen runden Kreise. Es entsteht der sogenannte "Bokeh-Effekt".

Wichtig ist, dass wir exakt auf die Augen fokussieren  (bei Selbstporträts übrigens gar nicht so einfach. :-))
Ansonsten erhalten wir Fotos mit scharfgestellter Nasenspitze und verschwommen wirkenden Augen.

Wenn du nicht genau weißt, wie du mit deiner Kamera auf einen bestimmten Punkt fokussierst, schau im Kamerahandbuch nach, über welche Fokuspunkte oder Messfelder deine Kamera verfügt. 

Als ideale Brennweite für Porträts gelten übrigens 80mm. Manche Fotografen nutzen für Porträts daher spezielle Porträt-Objektive.
Diese sind in der Regel besonders lichtstark, das heißt, die Blende lässt sich besonders weit öffnen.

 

Und so sieht mein Lieblingsfoto aus dem Shooting "out of box" - also ohne jede Bildbearbeitung - aus:

400 portrait out of box 3194

Mir gefällt's und für meinen Geschmack wären nur noch ganz kleine "Verbesserungen" nötig:
Ich würde das Bild ingesamt etwas heller machen. Oft verstärke ich auch Kontrast, Sättigung und die Lichter in den Augen.
Eine ganz leichte Hautretusche kann gut aussehen, allerdings nur, wenn sie die Hautstruktur erhält.

Bei Porträts gefällt mir ansonsten ein Schwarzweißlook gut. Dieser macht Beautyretuschen in der Regel unnötig, da die Haut auf Schwarzweißbildern ohnehin viel ebenmäßiger aussieht.

 

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